In seiner Begrüßung unterstrich Bürgermeister Sönke Hartlef die Notwendigkeit, dass sich der Rat aufgrund genauerer Kenntnis der Fakten und langfristigen Wirkungszusammenhänge in klimapolitischer Hinsicht eine Meinung zu dem 800-Millionen-Euro-Großvorhaben von nationaler Tragweite bilden müsse. Bürgermeister Hartlef betonte, dass ihm eine umfassende Meinungsbildung des Rates im Vorfeld des Genehmigungsverfahrens wichtig sei und diese Hand in Hand mit einer transparenten, öffentlichen Information gehen müsse. Er ließ keinen Zweifel an seiner persönlichen Überzeugung, dass das Umschlagterminal notwendig für die zukunftsorientierte Ausrichtung des Industriestandortes Stade sei und einen entscheidenden Schritt zur bezahlbaren Umsetzung der Energiewende darstelle. Stade solle die Chance nutzen, sich frühzeitig als Umschlag-Drehscheibe für verflüssigte, insbesondere auch grüne Gase, auf der Deutschlandkarte zu etablieren.
Neben der Studie des Büros 3con hatte die Stadt das Fraunhofer-Institut vorab beauftragt, grundlegende Modellrechnungen zur Energiewende in Szenarien aufzubereiten und das Umschlagterminal in diesen Kontext zu stellen. Hiernach übernimmt in allen Szenarien Erdgas und damit LNG eine notwendige Brückenfunktion im Kohleausstieg und wird dann schrittweise durch verflüssigte Gase (SNG, Wasserstoff) aus erneuerbaren Quellen ersetzt.
Der von der Stadt beauftragte Gutachter und Referent Dr. Gerhard Grimm vom Büro 3con, Bonn, erläuterte anschließend in einem halbstündigen Vortrag die Grundstruktur der geplanten Anlagen und ging detailliert auf deren Bedeutung für die schrittweise Umsetzung der Energiewende ein. Dr. Grimm, der bereits vor fünf Jahren für die Süderelbe-Region eine Wasserstoffstrategie entworfen hatte, hob insbesondere die Perspektiven für die regionale Entwicklung eines „Wasserstoff Hub Stade“ hervor, in dem zahlreiche Initiativen und Vorhaben gebündelt und vernetzt werden können. Sein Fazit: Ohne Erdgas und Umschlagterminal keine Drehscheibe für Wasserstoff in Stade. Und für diese Energiewende, so Dr. Grimm, habe die Stadt Stade hervorragende Voraussetzungen:
- Das Vorhaben setzt auf vorhandene Hafen- und Gasumschlagsanlagen auf (Dow-Chemiehafen).
- Die Einspeisung in das nationale Gasleitungsnetz ist rascher und preiswerter umzusetzen als für Standorte auf der nördlichen Elbseite.
- Ebenfalls kürzere Wege haben die kleinen Gastanker, die von Stade aus die Ozeanriesen im Hamburger Hafen betanken: Der Seetransport mustert mit neuen LNG-Schiffsmotoren das besonders schädliche Schweröl als Treibstoff aus.
- Die umliegende Industrie hat einen sehr großen Eigenenergiebedarf, zugleich kann mit der Industrie-Abwärme das auf unter -160°C gekühlte Flüssiggas aufgetaut werden (andernorts werden ca. 2% des wertvollen Gases für die Wiederverdampfung verbrannt); darüber hinaus wird hierdurch die Wärmelast in der Elbe entsprechend gemindert.
- Die Einbettung in die große Industriezone am seeschifftiefen Wasser gewährleistet gute Abstandsvoraussetzungen für die Sicherheitsnachweise in den Genehmigungsverfahren der Landesbehörden nach allen europäischen und nationalen Standards.
- Die Investition in den „Hanseatic Energy Hub“ macht Stade attraktiv für Ersatz- und Neuansiedlungen und schafft Voraussetzungen für den Umstieg auf wasserstoffbasierte Energieversorgung und Produktion.
Die Moderatorin Britta Baums, IFOK – ein bundesweit tätiges Unternehmen für Bürgerbeteiligung und Moderation bei großen Infrastrukturvorhaben – leitete durch den Abend und hatte nach dem Vortrag eine sehr sachorientierte und fachlich versierte Diskussion zu moderieren. Abschließend fasste Frau Baums die wesentlichen Ergebnisse zusammen und dankte allen Teilnehmenden für ihre Beiträge.