So soll das neue Quartier auf dem Gummi-Schmidt-Gelände einmal aussehen© LRW ArchitektenNach rund 100 Jahren hat die „Gebrüder Schmidt Gummiwarenfabrik“ in Stade ihren Betrieb eingestellt und ist veräußert worden. Den Grund- und Immobilienbesitz hat eine Gesellschaft der Lindemann Gruppe übernommen, die den Gewerbebetrieb vorübergehend durch einen Partner fortgesetzt hat und nach der Einstellung des Betriebs im Sommer 2022 auf der innenstadtnahen Liegenschaft ein neues Quartier realisieren möchte. Dazu wurde ein städtebaulich-architektonischer Wettbewerb initiiert, zu dem sieben Architekturbüros (gemeinsam mit Landschaftsplanern) eingeladen wurden, Entwürfe anonym einzureichen, die im Anschluss von einer Jury, bestehend aus Vertretern der Firma Lindemann, der Stadtverwaltung, der örtlichen Politik sowie externen Fachleuten, bewertet wurden. „Ein solches Verfahren mit einer so unterschiedlich besetzten Jury ist gerade bei privaten Investitionen ungewöhnlich“, macht Stadtbaurat Lars Kolk deutlich und zeigt sich gleichzeitig erfreut, dass die Firma Lindemann für die Entwicklung an einem solch stadtbildprägenden Standort einer Jury so viel Mitspracherecht einräumt.
Lindemann-Geschäftsführer Friedrich Witt erklärt: „Ziel war, einen städtebaulichen Entwurf zu erhalten, der sich an diesem stadtbildprägenden Standort behutsam in das gewachsene Umfeld einpasst und Verknüpfungen in die heterogene Umgebung herstellt.“ Und das ist dem Entwurf von LRW Architekten und Y-LA Landschaftsarchitektur am besten gelungen, urteilte die Jury im November vergangenen Jahres.
Demnach werden auf dem Areal mehrere Gebäude entstehen, die Raum für 150 Wohnungen, für Gastronomie und Handel bieten. Das Konzept, die Materialität und die Dachform stellen Bezüge zu den ehemaligen Gummi-Schmidt-Werkhallen her und sorgen so für eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes. Ebenso wird die Skulptur eines Schornsteins in der Mitte des großen freien Raums als Symbol der Industriegeschichte und gleichzeitig zentraler Zugang zur von der Freiburger Straße aus erreichbaren Tiefgarage vorgeschlagen. „Hierdurch erhält das Quartier eine besondere, eigene Identität, die sich aus der Historie ableitet und gleichzeitig das den neuen Stadtraum prägen wird“, freut sich Jens Bossen, Fachbereichsleiter Stadtplanung und Hochbau.
Der Entwurf schafft durch die Stellung der Gebäude zueinander öffentliche und private Räume, die neue Perspektiven entstehen lassen. Der durchlässige Freiraum verknüpft das neue Quartier mit den umliegenden Strukturen. So entsteht eine Verbindung vom Burggraben bis zur Freiburger Straße, die bisher von den großen Gewerbehallen der Fabrik verstellt war.
Geplant sind Wohnungen für unterschiedliche Nutzer*innen und damit auch unterschiedlicher Größe: von Single- über Senioren- bis zu Familienwohnungen. Ein Teil der Wohnungen wird im preisgedämpften Bereich zu mieten sein. Außerdem setzt das Quartier auf Nachhaltigkeit: Oberirdisch wird es autofrei sein, zudem sind Gründächer ebenso vorgesehen wie die Installation von Photovoltaikanlagen.
„Dass die Stadtentwicklung an solch prominenter Stelle in direkter Nachbarschaft zu Burggraben und Altstadt nun einen großen Schritt vorangekommen ist, freut mich sehr – zumal der Siegerentwurf mich wirklich beeindruckt“, macht Stadtbaurat Kolk deutlich. „Die Hansestadt Stade wächst, daher benötigen wir dringend zusätzlichen Wohnraum. Der wird nun auf dem Gummi-Schmidt-Gelände für Senioren ebenso wie für Familien geschaffen.“
Baustart für das neue Quartier könnte 2025 sein.
So soll das neue Quartier auf dem Gummi-Schmidt-Gelände einmal aussehen© LRW Architekten