Halboffene Weidelandschaft
Ein Standortübungsplatz wird zur halboffenen Weidelandschaft
Wo vor gar nicht langer Zeit Soldaten schweißübeströmt durchs Gelände jagten, Kommandos ertönten und Schüsse knatterten, weiden heute ca. 30 bis 40 Galloway-Rinder. Die Idee, am Rande des neuen Stadtteils Ottenbeck ein extensives Beweidungsprojekt mit Galloway-Rindern durchzuführen, entstand bei der Diskussion der für die Bauleitplanung Ottenbeck notwendigen Ersatzmaßnahmen. Es bot sich an, diese auf den mehr als 150 ha großen Übungsgelände durchzuführen. So kann der hohe Naturschutz- und Erholungswert langfristig erhalten und noch verbessert werden. Der Wert liegt in dem „urwüchsigen“ Landschaftsmosaik aus Kleinbiotopen, wie z.B. Heideinseln, Sandmagerrasen, Feuchtgebüschen und Kleingewässern. Da hier über Jahrzehnte nur geübt und gemäht, nicht aber gedüngt wurde, haben sich heute selten gewordene Lebensräume mit ebenso seltenen Tier- und Pflanzenarten entwickelt. Die nährstoffarmen Sandmagerrasen und Grasfluren sind Nahrungsgrundlage für eine vielfältige Insektenfauna wie z.B. Heuschrecken- und Laufkäferarten. Diese sind wiederum reichhaltige Nahrung für seltene Vögel wie Neuntöter, Braunkehlchen und Schwarzkehlchen, die in der halboffenen Landschaft auch brüten. Das „urwüchsige“ Erscheinungsbild, welches auch den besonderen Reiz dieser Landschaft für die Naherholung ausmacht, hat seit dem Ausbleiben der militärischen Nutzung der Bundeswehr begonnen, sich zu verändern. Während Gehölzbiotope sich weiterentwickeln, verlieren nutzungsabhängige Biotoptypen kontinuierlich an Wert: Magerrasen, früher durch Panzerbetrieb geschaffen und freigehalten, werden von wüchsigen Gräsern und Hochstauden durchwachsen, die ausgedehnten Grasflächen verbuschen, Kleingewässer verlanden. Die Vielfalt des Gebietes geht ohne landschaftspflegerische Maßnahmen verloren.
Das Beweidungsprojekt soll diesen Prozess aufhalten, und zwar geschieht es für die Kleinstrukturen schonender, naturnäher und kostengünstiger, als es die großflächige Mahd leisten könnte. Darüber hinaus wird die seit dem Mittelalter jahrhundertelang praktizierte Hudewirtschaft als neuer Akzent der Agrarlandschaft wiederbelebt.
Viele Sitzungen mit allen Beteiligten – Stadt, Bund, Forst- und Naturschutzbehörden – gingen dem Beweidungsprojekt voraus. Im Januar 2002 wurde schließlich die Planung des Ottenbecker Beweidungsprojekts in Auftrag gegeben. Im April konnten zwei Landwirte mit Galloway-Herden als Pächter gewonnen werden, im Juli 2002 begann der Ausbau der notwendigen Infrastruktur: 7 km Weidezaun wurden verbaut, es entstanden zwei Weideareale von insgesamt ca. 60 ha Fläche für eine Herde von 30 Tieren. Die durch einen Wanderweg getrennten Weiden sind mit einer „Viehpassage“ über den Weg verbunden. Fußgänger und Forstbetrieb queren die Passage durch Gatter bzw. Klapptore.
Ende August 2002 fand der Viehauftrieb statt: 26 Jungkühe (Färsen) begannen sofort mit der Erkundung des Geländes. Sie beweiden zunächst den bereits fertiggestellten östlichen Weidebereich. Durch die Wander-, Liege- und Fressgewohnheiten der Tiere sollen sich vielfältige Kleinstrukturen im Gelände ausbilden. Gehölzgruppen sollen durch das kontinuierliche Abfressen der jungen Triebe „im Zaum gehalten“ werden. Biologen und Landschaftsökologen begleiten das Beweidungskonzept mit einer zunächst dreijährigen wissenschaftlichen Untersuchung. Danach wissen wir, ob unsere gesetzten Naturschutzziele Erfolg hatten und wie es weiter gehen soll.
Die Infrastrukturmaßnahmen für das Naherholungsgebiet Ottenbeck befinden sich in den letzten Zügen. Wanderwege werden vervollständigt, Hecken und Gebüsche am Ortsrand gepflanzt, Info-Schilder und Bänke aufgestellt.
Unser sehr erfolgversprechendes Naturschutzprojekt stößt in Niedersachsen zunehmend auf landesweites Interesse. Weitere Informationen erhalten Sie bei der Hansestadt Stade – Abteilung Planung und Umwelt.
Ansprechpartner/in
Herr Wilfried Böhling | |
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